Gute Schriften

Die von Suzana Licko entworfene Schrift »Mrs Eaves« war Lickos erster Versuch der Gestaltung klassischer Textschriften. Zum Vorbild nahm sie sich den Schriftenklassiker »Baskerville«, welcher von John Baskerville im Jahr 1975 in Birmingham geschnitten wurde. Den Namen »Mrs Eaves« verdankt die Schrift einer Frau namens Sarah Eaves, der Haushälterin und späteren Ehefrau Baskervilles. Ursprüngliche Intention Baskervilles war das Hervorheben des Strichkontrastes um die neuen Druck- und Papierherstellungstechnologien der damaligen Zeit zu demonstrieren. Dem brachte man jedoch häufig auch Kritik entgegen. Seine Schriften seien zu streng, zu perfekt und zu schwer zu lesen. Von dieser Tatsache beeinflusst, studierte Suzana Licko die Arbeitsweisen Baskervilles, seine Drucke und Aufzeichnungen, bis ins kleinste Detail. Sie reduzierte den Strichkontrast der Vorlage und verbreiterte die Minuskeln. Desweiteren reduzierste sie die X-Höhe ein wenig.Die Anmutung der »Mrs Eaves« ist schwer zu beschreiben, weist jedoch einige markante Charakteristiken auf. So hat das große »L« beispielsweise einen überdurchschnittlich langen Auslauf, das »W« hingegen wirkt sehr schmal. Sieht man sich die Buchstaben einzeln an, so kann man sder Meinung sein, sie passen unmöglich zusammen. Im Gesamtbild weisen sie jedoch eine beeindruckende Harmonie auf. In den folgenden Jahren entwarf Licko weitere Schnitte wie beispielsweise »Mrs Eaves Bold Italic«, »Mrs Eaves Roman Small Caps«, »Mrs Eaves Roman Petite Caps«, sowie eine Serifenlose, die »Mr Eaves«. Diese orientieren sich ebenfalls alle an der Ursprungsschrift. Aufgrund der guten Lesbarkeit findet sie häufige Anwendung in Fließtexten. Durch ihre offen, freundliche Anmutung könnte sie zum Beispiel bei der Gestaltung eines Märchenbuches sehr gut zum Einsatz kommen.

Die Mrs Eaves ist die zeitgemäße digitale Interpretation der Jahrhundertschrift Baskerville und sollte daher in keine Schriftensammlung fehlen.

Chris Bouillon