Gute Schriften

Für die Bauersche Schriftgießerei in Frankfurt am Main gestaltet 1963 Konrad F. Bauer zusammen mit Walter Baum die serifenbetonte Linear-Antiqua Impressum. Sie gilt als Gegenstück der Linotype Excelsior aus den 20er Jahren, welche wie viele ihrer Schwestern nach dem Vorbild der Clarendon gezeichnet wurde. Sie leitet sich aus der klassizistischen Antiqua ab, was man besonders an dem senkrechten, geschweiften Abstrich im R erkennt man. Der Aufbau entspricht dem statischen Formprinzip, was an der senkrech- ten Kontrastachse in den gerundeten Buchstaben, wie im g oder o zu erkennen ist. Charakteristisch ist der ausschweifende Abstrich, der neben dem R ebenso bei a und t prägend ist. Bei der Kursiven enden fast alle Minuskeln ähnlich, während die Strichansätze waagerecht beginnen.

Anders als bei der klassizistischen Antiqua weist die Impressum als Zeitungschrift einen geringeren Strichkontrast und Serifen, die fast ebenso dick sind wie die Stämme auf. Diese Veränderung macht die Impressum robust für den belastenden Rotationsdruck von Zeitungen. Beim Druck auf saugendem Papier von niedriger Qualität sind die Buchstaben trotz Punktzuwachs stabil und gut lesbar. Ebenso beim Tiefdruck, bei dem die Buchstaben in Punkte aufgerastert werden hält eine solche Schrift den Produktionsbedingungen stand. Ganz so dick wie bei der Clarendon sind die Serifen bei der Impressum allerdings nicht.

Durch ihren offenen Aufbau und die große x-Höhe ist sie auch in kleinen Punktgößen noch sehr gut lesbar und daher trotz ihrer Breite effizient im Platzverbrauch. Auf Grund ihres Formprinzips, das im Gegensatz zu den dynamischen Schriften geschlossener wirkt, ist sie auf Dauer nicht ganz so gut lesbar und wird daher weniger für Bücher eingesetzt.

Das Gesamtschriftbild der Impressum wirkt klassisch, elegant und ist für formelle Gelegenheiten anwendbar. Trotz des rationalen Formprinzips ist sie  zugänglich und freundlich, was ihre runde Form sowie die hohe Mittellänge bewirkt. Bei der Verwendung dieser Schrift steht der Inhalt und die Lesbarkeit im Vordergrund, was sie zu einer guten Zeitungsschrift macht. Im Web ist sie auf Grund der statischen Form weniger gut geeignet.

Die Schrift Impressum umfasst drei Schnitte, die ausreichen können, ein funktionales Satzbild zu erzeugen. Die klare Struktur und  geometrische Form machen sie in meinen Augen zu einer guten, ernst zu nehmenden Schrift.

Marieke Runge