Gute Schriften

Erhard Kaiser gestaltete von 1993 bis 1997 für die Dutch Type Library eine Digitalversion der Fleischmann-Antiqua: die DTL Fleischmann. Er setzte sich zum Ziel, den Formenschatz von Johann Michael Fleischmann möglichst originalgetreu zu bewahren und eine heute einsetzbare und qualitätvoll weiterentwickelte digitale Schrift zu gestalten. Es sollte eine bequem lesbare Schrift werden, welche die Wirkung des Bleisatz-Schriftbilds der Fleischmann-Schriftschnitte beibehält.

Als einer der bekanntesten Schriftgestalter des niederländischen Schrifthauses Enschedé, schuf Johann Michael Fleischmann im zweiten Drittel des 18. Jahrhundert über zwanzig lateinische Antiqua-Schriften und Kursive sowie diverse weitere Alphabete. Er setzte nicht nur die reichen Traditionen der niederländischen Schriftkunst fort, sondern entwickelte zudem den Formenstil weiter. Seine Schriften zeichnen sich durch ihren barocken Stil – zwischen Renaissance und klassizistischer Formensprache – aus, sind charaktervoll und zeitlos schön.

Auf dieser Basis entstand die DTL Fleischmann. Um die Kurven und Details natürlicher und im Formablauf stimmiger zu halten, arbeitete Erhard Kaiser die zu digitalisierenden Konturenzeichnungen in traditioneller Weise von Hand aus. Entstanden ist so eine Schriftfamilie mit zwei Schriften: eine kräftigere Text-Schrift für Grade bis 12 Punkt und eine feinere Display-Schrift für Grade ab 14 Punkt, sowie entsprechend zwei Kursive. Neben einem Regular- und einem fetten Schnitt plante Erhard von Beginn an zudem ein halbfettes Pendant, auch wenn es hierfür keine historischen Entsprechungen gab. Somit entstanden über vier Jahre insgesamt 12 Schnitte, dazu ein breit angelegtes Figurensortiment, speziell entwickelte Kapitälchenziffern und zahlreiche Ligaturen.

Besonders schön sind die Kursivschnitte, die bei Fleischmann charakteristischerweise eine erhebliche Schräglage aufweisen und durch unterschiedliche Kursivwinkel innerhalb eines Schnittes einen abwechslungsreichen Zeilenrhythmus und damit ein lebendiges Schriftbild erzeugen. Für die Kursivschnitte hat Erhard jeweils 30 Ligaturen gestaltet, darunter auch Ligaturen vom langen s mit ä,ö und ü. In den anderen Schnitten sind es 29 Ligaturen.

Quelle: typeforum.de


Fleischmann-kurz


Fleischmann-Textabschnitte


Fleischmann-Alphabet


Fleischmann-Schnitte

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